Schwierigkeiten im Rechnen sind aus Sicht der Fachdidaktik und der Pädagogik weder Krankheit noch Anzeichen für verminderte Intelligenz. Sie sind lediglich Ausdruck dafür, noch nicht auf geeignete Abbilder zugreifen zu können, vermutlich auch deshalb, weil diese noch gar nicht gelernt wurden. Demnach geht es bei RECHENSCHWÄCHE überwinden darum, geeignete Abbildungen im Kopf etablieren zu können, die das Rechnen nachhaltig verändern und verbessern. Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens sind jedoch auch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen seitens der Neuro-, Entwicklungs- und Kognitionspsychologie und der Hirnforschung. Während PädagogInnen und FachdidaktikerInnen lieber das Wort RECHENSCHWÄCHE verwenden, benutzen PsychologInnen meist das Wort DYSKALKULIE. Hinter diesem Begriff steht ein Krankheitsaspekt.
Ob Rechenschwäche oder Dyskalkulie - die Problemsymptomatik ist eindeutig und den betroffenen Menschen und deren Umfeld nur allzu bekannt. Wenn nur eine Abneigung gegenüber dem Fach entwickelt werden würde, wäre das nicht weiter tragisch. Tragisch ist jedoch, dass der Selbstwert darunter leidet und Strategien entwickelt werden, alles Mathematische zu vermeiden, was im Alltag unmöglich ist. Häufig wird versucht, durch verstärktes Üben diese Schwäche zu überwinden, was den Teufelskreis der RECHENSCHWÄCHE nur verstärkt. Das Üben vom Gleichen ist in diesem Fall kontraproduktiv, da Unverstandenes nicht gelernt werden kann und Strategien weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Sekundäre Symptome wie Magenschmerzen, Kopfweh, Übelkeit, usw. können die Problemlage zusätzlich verschärfen.
Rechenschwäche hat nichts mit fehlender Intelligenz zu tun, im Gegenteil, betroffene Personen sind häufig zu außerordentlichen Merkleistungen im Stande. Grundsätzlich sind viele Personen aller Begabungsschichten davon betroffen, gemeinsam ist jedoch die Internalisierung des „Defekts“ (Krankheitsbild). Die Pädagogik und Fachdidaktik sind sich darin einig, dass die Ursachen mannigfaltig sind und nur zu einem Teil an der Person selbst liegen. Obwohl gerade seitens der Psychologie und Medizin intensiv an Ursachen organischer Natur geforscht wird, sind die derzeitigen Ergebnisse alles andere als einheitlich. Was jedoch als genereller Konsens gilt, ist die Tatsache, dass Fördermaßnahmen am mathematischen Denken ansetzen müssen und nicht in der Förderung von Teilleistungsschwächen münden sollen.
Deshalb, RECHENSCHWÄCHE ist weder Krankheit noch Schicksal, mit dem man sich abfinden muss, sondern eine momentane Unfähigkeit, die der Mathematik innewohnenden Strukturen zu sehen und zu nutzen.
ALSO NICHTS, WAS MIT PROFESSIONELLER UNTERSTÜTZUNG NICHT GELERNT WERDEN KANN.